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05. Augu. 2003 - 02:43:43 VM
Mein lieber Freund,
sicher hast du dich gewundert, daß ich so lange nichts habe von mir
hören lassen. Das hatte einen triftigen Grund: Ich habe kurzfristig
beschlossen, mich aktiv für unsere Umwelt einzusetzen. Gestern morgen habe ich einen
Werbespot mit Günter Jauch gesehen dem zu entnehmen war, daß die
Krombacher Brauerei und Greenpeace ein beispielloses Projekt zur Rettung
des Urwaldes ins Leben gerufen haben:

Für jeden getrunkenen Kasten Krombacher Bier werden sie 1m² Urwald
retten.
In mir erwachte sofort der bisher tief in meinem Innersten verborgen
gewesene Naturfreund und Umweltschützer und so beschloß ich, auch meinen
Beitrag zur Rettung der Urwälder beizutragen. Während ich so mit der
Rettung des einen oder anderen Meters Regenwald beschäftigt war kam
meine Frau nach Hause. Bei der anschließend geführten, hitzigen Debatte mit
ihr machte ich vermutlich die gleiche Erfahrung, wie Tausende andere
Umweltschützer vor mir auch: Ich stieß auf völliges Unverständnis. Der
Urwald schien ihr völlig egal, mein Engagement für die Natur und das
Leben aller Menschen lehnte sie völlig ab. Sie wollte nicht verstehen, daß man
eine so große Aktion wie die Rettung der Natur nicht aufschieben kann,
ganz gleich, ob es erst Vormittag ist oder nicht. Da sie in keinster
Weise einsichtig war und man(n) bereit sein muß, für die Vollbringung solcher
Taten Opfer zu bringen, verließ ich das Haus.

Niedergeschlagen, nein traurig, lief ich zunächst ziellos umher. Angst
beschlich meine Gedanken. Angst um die Wälder. Verzweiflung machte sich
tief in meinem Inneren breit, denn mit jeder verstrichenen Minute hätte
ich wieder einige Quadratzentimeter unwiederbringlicher Natur retten
können. Die Angst schnürte meine Kehle zu, die Verzweiflung ließ meinen
Hals austrocknen.

Wie groß war da meine Freude, als ich unerwartet auf eine Versammlung
gleichgesinnter Umweltaktivisten traf! Ich erkannte sie sofort, denn als
Zeichen ihrer Verbundenheit hielten sie alle eine Flasche Krombacher in
der Hand, die sie demonstrativ leerten. Schnell nahmen sie mich in ihre
Mitte auf und so erfuhr ich sehr bald, daß einige von ihnen sich bereits
seit Jahren mit der Rettung ganzer Kontinente beschäftigen, unbeachtet
von der Öffentlichkeit, genau hier, an diesem Kiosk! Ich bewunderte die
Zeichen ihres teilweise jahrelangen Kampfes: Die von den Entbehrungen
ausgemergelten Körper, die zum Aufforsten nötigen, prallen Bäuche, den
Geruch nach Jahrtausende altem Urwaldboden, die mannigfaltigen Insekten
und ich übersah auch nicht, daß sich einige beim Kampf um die Natur wohl
die Zähne ausgebissen hatten. Nachdem wir zusammen eine ungefähr
tennisplatzgroße Menge natürlichem Urwaldes gerettet hatten stellte ich
fest, daß der Schutz und die Rettung der Umwelt ihren Tribut zollten.
Durch das lange stehen schmerzten meine Füße, die Waden krampften,
selbst die Zunge war durch die langen Debatten in ihrer Funktionsweise
beeinträchtigt: Ich hatte immer größere Mühen beim Aussprechen der
großen Buchstaben eines Satzes oder Wortes. Aus diesem Grund beschloß ich, die
Versammlung zu verlassen und machte mich auf die Suche nach weiteren
Mitstreitern.

In einer Gaststätte ganz in der Nähe wurde ich dann auch sofort wieder
fündig: Gut ein halbes Dutzend Umweltler hatte sich dort eingefunden und
arbeitete hier im verborgenen an der Rettung der natürlichen Ressourcen.
Schnell war ich aufgenommen. Ich war gerührt als der Wirt meine Hand
nahm und mir sagte: "Junge, rette den Urwald, wir zählen auf Dich", und
orderte die 4te Lokalrunde um unsere Aktion voranzutreiben. Da die anderen Gäste
darauf bestanden, neben dem Urwald auch zusätzlich Gebiete wie die
Sahara, die Wüste Gobi und den Rheingau wieder aufzuforsten und somit auch den
Aufbau des heimischen Waldbestandes zu unterstützen, blieb mir nichts
anderes übrig, als zu der Runde noch Jägermeister zu ordern. Ganz
schwindlig war mir vor Stolz und Glück, als ich viel später die Kneipe
verließ.

Plötzlich sah ich die Welt mit anderen Augen! Leicht verschwommen zwar,
aber dafür sah, nein fühlte ich, daß sich unsere gute Mutter Erde
drehte. Nicht gleichmäßig und in eine Richtung, nein, es waren eher ruckartige
Bewegungen in abwechselnde Richtungen. Welch eine Erfahrung! Vor Glück
taumelnd lief ich zu meinem Auto und beschloß, einen Demonstrationszug
durch die Kneipen der Innenstadt durchzuführen, um die vielen, anderen
Menschen auf die Probleme aufmerksam zu machen. So fuhr ich in Richtung
Stadt und war gerade einem Ozonloch ausgewichen als ich am Straßenrand
einen Streifenwagen entdeckte. Auf der Fahrbahn standen mehrere
Polizisten und schauten in meine Richtung. Sie mußten von meinem Vorhaben erfahren
haben, denn sie hielten gezielt mein Fahrzeug an. Von Vorkontrollen bei
Demonstrationen hatte ich ja bereits gehört, war aber dennoch
verwundert, wie schnell sich das rumgesprochen hatte. Nachdem ich angehalten und aus
meinem Wagen gestiegen war, entschloß ich mich zu einer spontanen
Sitzblockade auf der Straße. Wenn ich im nachhinein darüber nachdenke,
war es keine rationell erklärbare Aktion, eher ein Zwang meines
Unterbewußtseins. Ich saß und mein Körper weigerte sich, wieder
aufzustehen. Mit widerfuhr das gleiche Schicksal wie den Sitzblockierern
in Brockdorf oder entlang der Castor - Strecke: Ich wurde durch die
Polizisten weggetragen. Auch sie wollten den ernst der Lage nicht
verstehen, obwohl ich sie immer wieder darüber aufklärte.
Später, auf dem Revier erschien dann endlich ein Vernünftiger Mensch. Er
hörte sich mein Problem in aller Ruhe und sichtbar interessiert an und
erklärte mir dann, daß er die Anzahl der von mir geretteten Bäume
feststellen wolle. Ich hätte den Schutz der Umwelt quasi im Blut und er
bräuchte aus diesem Grund etwas davon. Ich war glücklich, diesen
verständnisvollen Menschen getroffen zuhaben. Mein Engagement würde
amtlich festgehalten und der Nachwelt erhalten! Dafür gab ich ihm gerne
mein Blut.

Wenig später befand ich mich zu Fuß auf dem Weg nach Hause. Meinen Wagen
hatten die netten Beamten behalten, damit er durch seine Abgase nicht
alle meine Bemühungen wieder zerstört, wie sie mir erklärten. Auch haben sie
mir fest versprochen, nach dem Recyclingverfahren aus meinem
Führerschein ein Flugblatt zur Unterstützung der Rettungsaktion zu machen. Froh und
mit der Gewissheit, etwas großartiges getan zu haben ging ich dann nach
Hause.
Unterwegs rettete ich an der Tankstelle noch ein paar Pflänzchen und
erinnerte mich an eine alte Weissagung der Indianer:
Erst, wenn die letzte Ölplattform versenkt,
die letzte Tankstelle geschlossen,
das letzte Auto stillgelegt,
die letzte Autobahn begrünt ist,
werdet Ihr feststellen, daß Greenpeace nachts kein Bier
verkauft.

In diesem Sinne wünsche ich einen frohen Tag. Ich geh jetzt nochmal'n
bischen Wald retten.
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